Schon bevor Amazon über Amazon Fresh Lebensmittel für seine dt. Kundschaft nach Hause bringen will, hat Kaufland diese Handelswoche den offenen Probebetrieb seines neuen Lieferservice in Berlin aufgenommen. Kaufland ist damit nach Briggmeister (der heute noch zu Kaiser's Tengelmann gehört), Rewe und Real die vierte große Einzelhandelskette, die Frischgemüse, -drinks und -drogerie in der Landeshauptstadt liefert.
Kaufland beliefert wie die ersten beiden Mitbewerber mit eigenen Kühlautos online Bestellungen. Ihr Entwurf - roter Schriftzug auf weissem Untergrund mit dem neuen Unkrautlogo und frischem Essen im Vordergrund - ähnelt nicht nur aus der Ferne dem Rewe-Dessin. Kaufland hat im Vergleich zu seinen Wettbewerbern den Arbeitsschritt der Kommissionierung der georderten Käufe in den vorhandenen Märkten übersprungen, tritt nun aber in größerem Umfang in den Markt ein - mit einem eigenen Dunkelkammerlager, d.h. einem im südlichen Teil der Landeshauptstadt im Industriegebiet von Listfeld.
Das Kaufland will von dort aus die ganze Innenstadt versorgen. So hinkt Kaufland dem Beispiel Bringmeisters etwas hinterher, das in Berlin seit einiger Zeit auch bis Mitternacht ausgeliefert wird. Zur Bekanntmachung des neuen Dienstes bewirbt Kaufland bereits den Einstieg ("in Kürze") in die Märkte Berlins und räumt den Kundinnen und Kunden bei ihrer ersten Bestellung einen Preisnachlass von 10 EUR ein, wenn sie an einem Rubbelwettbewerb teilgenommen und sich mit ihrer E-Mail-Adresse und PLZ registriert haben.
Jeder, der seinen Kauf bereits in einem anderen Lebensmittelmarkt geliefert bekommen hat, ist nach der Registrierung unter shop.kaufland.de mit dem Prozess bestens auskennen. Jeder, der online für mehr als 100 EUR (ohne Rabatte) kauft, bezahlt keine Versandkosten - das ist für Rewe verbittert, dessen Zustelldienst gerade die den Verbrauchern bekannte kostenlose Lieferung praktisch aufhoben hat.
Das Kaufland wird glücklich sein. Kaufland fordert aber auch den altbekannten "Getränkezuschlag" von der dritten Kasten, die zur Eingangstür gebracht wird (je 1,50 Euro). Der reguläre Versandkostenanteil ist abhängig vom gewählten Zeitraum und liegt derzeit noch nicht sichtbar zwischen 2,75 und 4,75 zu. Rewes ursprüngliches Gelöbnis, die Artikel online zum gleichen Marktpreis anbieten zu können, hat sich die Hand gerieben.
Sie ist seit Beginn des Jahres 2015 veraltet, die Preisgestaltung im Online-Shop unterscheidet sich zum Teil deutlich von denen auf den MÃ??rkten. Bringemeister dagegen bewirbt sich derzeit dafür, "garantiert zum Filialpreis" zu beliefern - oder die Differenzbeträge zurückzuerstatten. Kaufland versprechen auch klopfen und klar: Das Kleingedruckte sagt ganz deutlich, was das bedeutet.
Da die Produktpreise je nach Standort der Kauflandmärkte unterschiedlich sein können, bezieht sich das Zusage auf einen realen Bezugsmarkt in Berlin-Schöneberg (Bessemerstr. 57-58). Im Klartext heisst das, dass die Konsumenten beim Marktvergleich um die Wette von Zeit zu Zeit auf unterschiedliche Gegebenheiten stößt. Kaufland wird bald herausfinden, ob es Probleme damit gibt.
Auf jeden Falle ist das "Ladenpreisversprechen" ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern, die darauf verzichtet haben - zumal Kaufland von den Verbrauchern als Billiganbieter im Gegensatz zu traditionellen Verbrauchermärkten angesehen wird. Laut Kaufland werden heute " über 10000 Produkte " geliefert, meist Warenzeichen. Auf jeden Falle sind die Verbraucher zurzeit nicht über eine Abholoption für ihre Online-Einkäufe auf dem Laufenden.
Das Geschäft ist klar gegliedert, die Auswahlmöglichkeiten großzügig - zu Beginn liegt der Kaufland- Lieferservice auf dem (hohen) Wettbewerbsniveau. Damit könnte es für die beiden, die bei den Preisen in der Kälte liegen, zu einem ernsthaften Nachteil werden. Um sich bei Fresh zu behaupten, muss sich Amazon herzlich kleiden - denn zunächst wird es keine bekannten Private Label Selektionen geben, die den Käufern unter ihrem eigenen Markennamen zur VerfÃ?
Wie viele verschiedene Lieferanten in einer Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern Frisch- und Kühlkost zu ihren Verbrauchern nach Hause tragen können, ist auch ein Versuch im Kauflandtest in Berlin - ohne dass einer von ihnen auf lange Sicht auf der Strecke bleiben wird. Doch jede Wette: Es ist nicht wahrscheinlich, dass es eine Fünf ist. Die Kaufland-Lieferung im ersten Versuch.