In der toskanischen Industriegegend Makrolotto wird die in Italien hergestellte Bekleidung von Chinesen produziert. Makrolotto am Rand von Prato: Hier stehen hundert Fabrikgebäude nebeneinander. Oberhalb der Eingänge stehen italienische Firmennamen, unmittelbar unter asiatischen Einflüssen. Der Industriebezirk Makrolotto in Prato war zunächst der Kernbereich der gesamten Produktion von Stoffen und Bekleidung in Italien.
Aber mit der Übersiedlung der europaeischen Textilproduktion nach China in den 90er Jahren rekrutierten italienische Unternehmer chinesische Billigtextilarbeiter für Prato, und spaeter wurden die Werke von chinesischen Besitzern ueberfuehrt. Bis 2014 waren 19% der Textilfirmen und 22% der Leder- und Schuhwarenprodukte in der Toskana bereits in chinesischen Händen.
Heute sind in Prato und der näheren und weiteren Region rund 3.600 vor Ort ansässige Textilfirmen Chinas angesiedelt. Allerdings ist die Anzahl der nicht gemeldeten Immigranten viel größer. "In Italien hergestellt" von chinesischer Hand.... Chinas Immigranten begannen für italienische Hersteller zu nähen - billig und nahezu immer verboten. Sie betraten die leer stehenden Industriehallen, die von italienischen Industriellen gemietet oder zu Höchstpreisen an sie verkauft wurden, und gründeten einen neuen Wirtschaftszweig: den "Pronto Moda".
Einige der chinesischen Immigranten haben ihre eigenen Firmen gegründet, die Gewebe werden von zu Hause mitgebracht.
Aber auch in Italien arbeiten Textilbeschäftigte unter verheerenden Umständen für die Modeindustrie. Abermillionen von Käufern haben Zugang dazu und vergaßen die Katastrophe in den Fabriken von Bangladesch, Pakistan und anderen Ländern, die bereits Hunderte von Leben gefordert haben. Im Jahr 2009 verstarb sie an Müdigkeit, weil sie die Jeanshose 13 bis 15 Uhr am Tag sieben Tage die Woch, 100 pro Std. putzen musste.
Das Tor zu dieser Weiterentwicklung ist ein Staat, der die Welt der Mode wie kein anderer gestaltet: Italien. "Die weltweite Konkurrenz um immer schlimmere Verhältnisse nimmt in Gestalt immer prekärerer, ungeschützterer und flexiblerer Arbeitsbedingungen zurück", sagt Francesco Gesualdi, Verfasser einer Untersuchung über neue Niedriglohnarbeit. Es wurde von der Nicht-Regierungsorganisation Clean Clothes in Auftrag gegeben. der Name ist Programm.
Dabei zeigt die Untersuchung deutlich die Konsequenzen dieser Entwicklungen auf: schockierende Arbeitsstundenlöhne, überhöhte Arbeitszeit, miserable Wohnungen für Arbeiter und Tagarbeit. Der Ausgangspunkt dieser gesellschaftlichen Tierwelt ist Prato, eine schöne toskanische Kleinstadt, die auf eine über 500-jährige Textiltradition blicken kann. Plättchen ist ein Mittelpunkt der kontinentalen Textilwirtschaft.
Mit 300 Mio. lfm Stoff, 110 Mio. m technischen Geweben werden jährlich mehrere Mrd. EUR erlöst. Auch bei der Erforschung und Weiterentwicklung von neuen textilen Technologien ist die Stadt mit ihren rund 500.000 Einwohnern Vorreiter. Von der offiziellen Stelle wird Prato gern als ebenso traditionell wie innovations- und qualitätsbewusst präsentiert. Jährlich werden zwölf Mio. Bekleidungsstücke in Transporter und LKWs verpackt.
Via Pistoiese ist das Zentrum von Patronta Moda, der "schnellen Mode". Alle erzielen ausgezeichnete Gewinne aus der Produktion von äußerst leistungsfähigen Werken in Macrolotto Zero. Nach Paris hat Prato die grösste Chinacity Europas: 50'000 chinesische Bürger - und nahezu alle sind in der Textilbranche tätig. Das Gewinnrezept der asiatischen Fabrikanten hat sich auf die Führungsetagen von Nobelmarken ausgebreitet.
Die Werke in Praatos liefern nun Armani, Ferré, Valentino und Max Mara.
Die freiberufliche Journalistin und Autorin verfasst und betreut SPIEGEL im Fernsehen und für die Redaktionen von WELT DER WUNDER.