Sonst könnte das Geschwätz einer bevorstehenden Zahlungsunfähigkeit bald die Runde machen - zum Beispiel bei den Bilderberg-Agenturen oder in der Fotodatenbank von deapd. Während traditionelle Organisationen oft bis zum Hals im Regen stehen, scheint die so genannte Microstock-Agentur in der ganzen Welt zu florieren. Allein der Bild-Discounter Shorterstock bietet aktuell 33 Mio. gebührenfreie Archivfotos an.
Mit den 26 Mio. Bildern des Wettbewerbers Fotolia, den 10 Mio. von Getty Imaging und den 21 Mio. von Dreamtime ist dies ein Berg von nahezu 100 Mio. Bildern. Hinzu kommen viele Bilder von kleinen Büros, die sich auf das Fotografieren zu speziellen Themen spezialisieren.
Gemeinsam streiten sie alle auf einem von Fachleuten auf 4 Mrd. US-Dollar geschätzten Bildmarkt. Online-Agenturen bieten neben Fotografien vermehrt auch Filme, Graphiken und Abbildungen an. Letztendlich ergeben sich auch die User aus einer solchen Bilderflut: Bildredakteure, Agenturen oder Online-Portale drosseln optische Waren, Bilder, die oft nicht mehr als einen EUR kosten. Eine solche Bilderflut kann es nicht geben.
So verwendet Antje Berghäuser, Bildbetreuerin bei der Monatsschrift Cicero und verantwortlich für Druck- und Online-Ausgaben, bei der Bildsuche kaum Kleinstmaterial. Gleichzeitig will sie die Qualitäten, die viele der dort lebenden Photographen inzwischen erreichen, nicht einmal mindern. Doch die meisten Bilder sind zu weich oder zu unbestimmt für ihren Eigengeschmack.
Erst wenn ich nach symbolischen Bildern suche, dann kommt es vor, dass ich auf diese Einrichtungen zurÃ? Eine Person, die das sehr zu schätzen gewusst hat, ist die Münchener Medienrechtlerin Arne Deutmann. Die Bilder sind jetzt so heruntergeladen, dass er tatsächlich von der Stockfotografie lebt. Beim Fotografieren für Werbeagenturen wie Photolia weiss er ganz genau, welche Motive verkauft werden können.
Durch Zufall wurde Arne Trautmann tatsächlich zum "microstocker": Anfang der 2000er Jahre beriet der Rechtsanwalt mehrere Unternehmen aus der damals noch jungen Bildindustrie. "Trautmann hat sich eine 35mm-Kamera und ein Bildverarbeitungsprogramm gekauft, und dann ging es los. Inzwischen hat er mehr als 11.000 Bilder auf Fotolia im Internet. Die Goldrauschstimmung ist laut Trautmann jedoch vorbei: "Wer heute als Neuling in diese Bühnen eintreten will, hat tatsächlich keine Aussichten mehr.
Zu Beginn meiner Karriere bei Photolia ging das zweitmillionste Photo gerade ins Netz. Dadurch können Sie weniger Dollars pro Image und weniger Einnahmen pro Download erreichen. "Für Arne Trautmann haben Internetagenturen sowohl helle als auch dunkle Seiten: "Microstock ist für mich ein Gefäss, das mich befreit", sagt er.
Dass es enorm viel Aufwand erfordert, um bei Photolia wirtschaftlich Erfolg zu haben, ist ihm bekannt: sieben bis acht Aufnahmen pro Mon., permanenter Upload von Fotos. "Aber es sieht so aus, als ob Trautmann mit der Inszenierung seiner People-Bilder nicht wirklich zum Ende kommen will. In seinem Privatleben arbeitet er neben der Fotografie nun an ganz anderen Dingen.
Aufzeichnungen, die nicht für die Massenproduktion geeignet sind. Weitere Erfahrung mit den beliebten Bildplattformen hat der Landshuter Architektur- und Landschaftfotograf Boris Stroujko gemacht. Zudem ist die People-Fotografie juristisch schwierig: "Man kann Menschen nur mit ihrer Zustimmung darstellen, wenn man ihre Bilder später vertreiben will. Heute vertreibt er die meisten dieser Bilder über den Vertrieb von Blendenverschlüssen.
An einem bestimmten Punkt ließen mich andere Photographen denken, dass ich meine Bilder bei einer Microstock-Agentur ausprobieren sollte. "Stroujko hat seitdem über 1100 Bilder online gestellt. Seine Fotografien sind in der Bilderflut ganz besonders. In Zukunft kostspieligere Bilder? "Aber dafür musste er viel mehr Zeit aufwenden, noch mehr verreisen und fotografieren.
"Momentan stelle ich nur ein paar Bilder pro Kalenderwoche hoch. "In einem Punkt stimmt der Landschaftenfotograf aber mit seinem Münchener Amtskollegen Arne Trautmann überein: "Vielleicht ist die Anzahl der Downloads pro Foto in den vergangenen Jahren nicht gesunken, aber sie stagniert. Mit neuen Kameramodellen, besserer Ausstattung und optimierten Techniken hat sich die Bildwiedergabe in den vergangenen Jahren massiv gesteigert.
"Die Tatsache, dass dieser Technologiewandel den Bildmarkt schließlich an seine Schranken bringen könnte, ist nicht etwas, was die Menschen in New York glauben. Eine wachsende Nachfrage nach schönen Fotos ist eine Selbstverständlichkeit. "â??Die bildlichen ErzÃ?hler kommen zu Shuttersstock, weil sie hier bereits die gröÃ?te Bildsammlung haben. Mittlerweile zählt das Unter-nehmen 750.000 Menschen auf der ganzen Welt. 150 Mio. US-Dollar wurden in den vergangenen Jahren an seine Photographen verteilt.
Einige Mikrolageragenturen haben mit den Gesprächen begonnen. So hat beispielsweise die Firma ¡Stockphoto in den vergangenen Jahren für negative Schlagzeilen und Mißtrauen bei den Photographen gesorgt. Danach soll der Suchmaschinenriese mit gut 700 exklusiven Bildern von der Firma versorgt worden sein, aber den entsprechenden Photographen blieb in diesem Bereich fast nichts übrig. Für kleine Behörden wird es schwieriger sein. "Die Photographen müssen auch besser koordiniert werden.
Bei den meisten Bild-Produzenten gäbe es schon vor langer Zeit mehrere Zugriffe. Er versuchte mit der so genannten Mikrostock Expo in Berlin, Lieferanten, Photographen und Einkäufer aus ihrer Marktlücke herauszuholen und über den Bildraum hinaus zusammenzuführen. Sicherlich wird es auch weiterhin billige Bilder für einen EUR gibt; aber wer es gelingt, das passende Bild zu machen, kann damit auch gutes Gehalt erwirtschaften.