Doch hinter den Szenen sehen die Dinge ganz anders aus. Da die Food-Zeitung behauptet, aus der Wirtschaft gelernt zu haben, beabsichtigt Media-Saturn, die Übernahme von Redcoon vor einem Schlichtungsgericht rückgängig zu machen. Bis zu 300 Mio. EUR fordert das Unter-nehmen von den ehemaligen Eigentümern Reiner Heckel, Johannes Majdic und Jürgen Bartsch für den Kaufkurs und Zwischenverluste.
Es erscheint fraglich, ob diese Umkehrung auch nach sechs Jahren Unternehmenstätigkeit mit vielen Änderungen und Massnahmen noch abschliessend gerechtfertigt werden kann, jedenfalls mit den Standards des Common Sense. Media-Saturn-Unternehmensgruppe: Hat Redcoon seine Pflicht erfüllt? Mittlerweile ist der Webshop in Aschaffenburg etwas weniger innovationsfreudig geworden, während Media Markt im Online-Bereich stark aufholt und mit einer Mischung aus E-Commerce und Filialgeschäft in Verbindung mit Kundentreueprodukten wie dem Verein viel Gutes tut.
Damit erwirtschaftet die Media-Saturn-Unternehmensgruppe einen Jahresumsatz von 1,8 Mrd. EUR und liegt damit um 23% über dem Vorjahr. Die Redcoon hingegen hatte anscheinend die meisten erfolgreichen Tage. Den (!) schlecht kommunizierten Neustart anfangs Mais bezeichneten viele als wenig inspiriert und einige der lokalen Redcoon-Läden waren bereits geschlossen worden.
Laut Presseberichten wurde Redcoon im vergangenen Jahr auch vermutet, Teil eines Güterkarussells gewesen zu sein, um Steuern zu vermeiden. Media-Saturn und Redcoon wären hier jedoch lieber die Betroffenen, da dies die Tätigkeit der Vermittler war. Neben der derzeitigen Unternehmensentwicklung steht jedoch fest, dass Media-Saturn mit Redcoon zu diesem Zeitpunkt viel digitales Know-how und Erfahrung in der eigenen Industrie in das damalige Unter-nehmen eingebracht hat und dass es nun einen Wettbewerb zwischen Redcoon und Media Markt Online geben wird.
Daher sollte die Zukunftsperspektive der Menschen in Aschaffenburg unsicher sein, unabhängig davon, ob es Media-Saturn gelingt, die vergangenen sechs Jahre rückgängig zu machen, jedenfalls unter vertraglichen Gesichtspunkten.