"Jugendmode - Fickmode" - seit über einem Jahrzehnt war das Geschäft in der Schoenhauser Straße 72 b eine angesagte Anlaufstelle für ein jugendliches und rebellierendes Mode-Publikum und Piercing-Fans. Zukünftig wird die Ware in einem Online-Shop erhältlich sein. Besitzer Grit Schwabe gibt den Shop auf. Schoenhauserallee hat einen Shop verloren, in dem Strassenbekleidung von Nonkonformisten und Punk-Marken wie "Criminal Damage Clothing"," SKUNKFUNK"," Toxico" und" Criminal That Girl" erhältlich war.
Bei Jugendmode wurde nicht nur gekauft, sondern jeder Einkauf war auch eine kleine Kultveranstaltung. Informationen über die Ursachen der Schließung des Unternehmens konnten nicht eingeholt werden. Es war nicht die Mietgebühr, man kann die Ware in Zukunft online kaufen!" Niemand war für weitere Informationen zu haben. Zwei ausgelaugte "Shopper" stehen vor dem Geschäft, anscheinend nachdenklich: "Wo sollen wir die Kleider hernehmen?".
In der Sinus Jugendstudie wird die Fragestellung untersucht, wie junge Menschen ihren Lebensalltag in unterschiedlichen Welten (leben). Im Spannungsfeld von Wertorientierung, Lebensstil und Ästhetik wird ein milieuspezifisches Bild der jungen Menschen und ihrer Haltung zur Modewelt genommen. Bei keiner anderen Bevölkerungsschicht ist dieser Wechsel so früh und klar erkennbar wie bei jungen Menschen.
Mit zunehmender Ästhetik des alltäglichen Lebens werden die Bereiche Fashion, Musikgeschmack, Accessoires und IT-Ausstattung immer wichtiger, da sie insbesondere jungen Menschen einen Platz in einer immer komplexeren Welt ermöglichen. Junge Leute haben früher einen Gegenstand einer gewissen Sorte gekauft, um andere zu begeistern, aber heute erwerben sie damit eine vollständige Selbstdarstellung. Junge Menschen treffen in den Massenmedien oft auf Models und Models zur Gestaltung und Stylisierung ihrer Selbstdarstellung.
Einige von ihnen widmen sich mit viel Zeit, Kosten und Sorgfalt dem Erwerb szenenrelevanter Kenntnisse, Fähigkeiten und Übungen. Dadurch können sie sich von anderen jungen Menschen unterscheiden und gesellschaftliche Wertschätzung und gesellschaftliche Wertschätzung in der entsprechenden Peergroup erlangen. "Was treibt junge Leute an? "Für die 14- bis 17-jährige Gruppe gibt die Sinus-Jugendstudie U 18 Aufschluss darüber, welche jungen Lebensräume in Deutschland heute existieren und wie junge Menschen ihren Lebensalltag in diesen unterschiedlichen Lebensräumen (leben).
Auf der Grundlage von öffentlichen Befragungen (qualitative Einzelexplorationen), geschriebenen "Hausaufgabenbüchern" und Photodokumentationen der jungen Stilrichtungen wurde das Sinus-Lifestyle-Modell erarbeitet. Dabei wurde neben den klassisch soziodemographischen Charakteristika (vor allem Erziehung und damit verbundene soziale Bedingungen der Familie) besonderes Augenmerk auf Werteorientierungen, Lebensweisen und ästhetischen Vorlieben, also der ganzen Welt, in der junge Menschen leben, gelegt.
Lifeworld-Analysen gehen weit über die Darstellung der gängigen Jugendkultur und -szenen hinaus. Ausgehend von ihren Ideen, was im Alltag nützlich und wünschenswert ist oder sein könnte, wurden junge Menschen zusammengeführt, deren Werte, Grundhaltung und Lebensstil sowie ihr Bildungsstand dementsprechend sind. Konservativ-bürgerlich, adaptiv-pragmatisch, sozial-ökologisch, prekär, materialistisch, experimentell, hedonistisch und expeditiv.
In diesem Schaubild ist die Umgebung umso größer, je weiter oben, je weiter unten auf der rechten Seite, je modernere Grundausrichtung im sozio-kulturellen Sinne. Aus der qualitativen Auswertung der Daten geht hervor, dass sich das Lebensumfeld junger Menschen in drei wesentliche normierte Grundausrichtungen einteilen lässt - traditionelle, moderne und postmoderne.
Der klassische Grundgedanke steht für Wertvorstellungen, die auf "Sicherheit und die Suche nach Orientierung" ausgerichtet sind. Die grundsätzlichen Normierungen sind nicht als separate oder voneinander losgelöste Kategorie zu deuten. Das Weltbild der jungen Menschen folgt heute eher entweder-oder-logisch als beides. Kennzeichnend ist die Simultaneität von Werten, die auf den ersten Blick schwierig zu vereinbaren sind.
Zum Beispiel richten sich junge Menschen in der Postmoderne an tradierten Wertvorstellungen aus, wenn auch in wesentlich weniger starkem Ausmaß als junge Menschen in tradierten Lebensumgebungen. Nachfolgend werden die sieben Wohnwelten mit Fokus auf ihre Haltung zur Modewelt näher erörtert. Bei der Gegenüberstellung von Wohnwelten sind Anpassungs- und Ordnungswerten sowie kollektiven Wertvorstellungen (Gemeinschaft, Zusammenhalt) und - vor allem in den alten Bundesstaaten - auch religiöse Werte (Glaube, Hoffnungen, Bescheidenheit, Mäßigung, Gerechtigkeit ) für konservativ-bürgerliche Gesellschaften von größter Bedeutung.
Die jungen Leute beschreiben sich selbst als unscheinbar, gesellschaftlich, häuslich, heimatverbunden, sympathisch und still. Sie fühlen sich oft sehr reif und angemessen über ihr Lebensalter. Konservative Bourgeoisie protestiert nicht gegen die Welt der Erwachsenen, sondern versucht so rasch wie möglich einen gesicherten und akzeptierten Ort in ihr zu haben. Sie sind sehr kritisch und warten und orientieren sich an vertrauten Gebilden und Umgebungen.
Sie wollen für die nähere Umgebung eine kalkulierbare und kalkulierbare "normale Biographie" (Schule, Bildung, Berufsstand, Ehe, Kind ) und betrachten Heirat und Familienleben als Eckpfeiler der Gemeinschaft. Die Konsumfreudigkeit dieser jungen Menschen ist verhalten. Man geht sorgsam und kontrollierbar mit den Geldern um und will sie nicht "aus dem Rahmen werfen". Die Sympathie für modische Lebensstile ist auch in dieser Welt ziemlich niedrig.
Konservative bürgerliche Jugend hat kein Eigeninteresse oder hat nicht erlernt, sich durch ihr Äußeres zu unterscheiden. Beim " Mark-Hype " anderer junger Leute können sie nichts tun. Dabei ist es ihnen nicht so entscheidend, das zu haben, was im Moment "in" oder "cool" ist. Bekleidung sollte für sie in erster Linie ihren Sinn haben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass konservative Mittelschichtjugendliche "jung für immer" sind, sondern dass sie in ihrem Alltag andere Schwerpunkte haben.
Die adaptiv-pragmatischen jungen Menschen verbinden grundlegende bürgerliche Werte und Werte wie Aufrichtigkeit, Achtung, Zuversicht, Pünktlichkeit und Sorgfalt mit den heutigen und genusssüchtigen Wertvorstellungen wie Freiraum, Aufgeschlossenheit, Unparteilichkeit, Spass und Witz. Die jungen Menschen sind in dieser Welt sehr anpassungsfähig und kompromißbereit, richten sich nach dem Möglichen aus und suchen einen Ort in der Mittellage.
Für diese jungen Menschen ist es von großer Bedeutung, zukunftsweisende und bedeutsame Beschlüsse zu fassen. Genügend Bargeld für ein wunderschönes Wohnen ist trotzdem ein wichtiger Teil des Lebens. Der Auftritt adaptiv-pragmatischer junger Menschen ist selbstbewußt, aber nicht zu auffällig. Modebewusst orientiert sie sich am beliebten Standard und folgt den gegenwärtigen Tendenzen der großen Modelabel. Sie unterscheiden sich in Bezug auf Kleidungsstil und Frisur deutlich weniger stark als junge Menschen aus dem nachmodernen Lebensstil.
Gegensätze sind nicht das Ding dieser Welt, Versuche werden kaum gemacht. Der " Trash-Lust ", die Verbundenheit zu jungen Szenen, wie sie sich bei vielen anderen jungen Menschen manifestiert, ist ihnen verdächtig. In der Tat entsprechen diese jungen Menschen den aktuellen sozialen Anforderungen. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass Sie immer "gut gekleidet" sind.
Zu den trendigen Shops gehören zum Beispiel H&M, s. Oliver, Esprit, Benetton und der Online-Shop z. B. für Sie. Sozial-ökologische junge Menschen setzen auf die zentralen Säulen ihrer Werte in den Bereichen Umwelt, Recht und Nachhaltig. Es ist ihnen ein Anliegen, andere von ihren eigenen Vorstellungen zu Ã?berzeugen ("mission awareness"). Sozial-ökologische sind offen für andere Kulturkreise und fühlen sich angewidert, wenn Menschen wegen ihres Äußeren nicht mitgenommen werden.
Sie sind vor allem kulturpolitisch sehr engagiert - ausdrücklich auch in der High Culture - und empfinden vor allem eine sozialkritische Aussage über das Thema Bildende Künste und Kulturen als erregend. Die Wohlstandsgesellschaft wird kritisiert und der Abschied nicht als Drang, sondern als Zeitgebot betrachtet. "Kleidung " ist nicht so bedeutend für die soziale Ökologie.
Sie sind viel weniger an Moden, Kleidung und Tendenzen interessiert als viele andere junge Leute. Luxus-Markenbekleidung ist kein gefragtes Gut in dieser Welt. Nichtsdestotrotz sind diese jungen Leute weit davon entfernt, nur Batik-Shirts oder Strickpullover zu benutzen. Sozial-ökologische haben auch eine Markenbekanntheit und sind gewillt, für gewisse Brands zu bezahlen. Anders als viele andere junge Menschen setzen sie mehr auf Nachhaltigkeit.
Häufig erwerben sie gezielt No-Name-Produkte und lehnen die Konsum- und Brandhysterie anderer junger Menschen nachdrücklich ab. Charakteristisch für den Expeditiv ist ein farbenfrohes Flickwerk. Die jungen Menschen messen einer ausgewogenen Mischung aus Selbsterkenntnis, Selbständigkeit und Freude auf der einen Seite und Pflicht- und Leistungsvermögen wie Erfolgsstreben, Entschlossenheit, Ambition und Eifer auf der anderen Seite große Bedeutung bei.
Sie gehören zu den vielseitigsten, beweglichsten und innovativen jungen Menschen. Sie haben sich ein klares Ziel für ihr eigenes Schicksal gesetzt, aber sie wollen nicht nur dahin kommen, sie wollen Fortschritte machen. Charakteristisch für sie ist die Suche nach verschiedenen Erlebnisräumen, zum Beispiel dem modernen Schauspiel, der bildenden Künste und der Malkunst. Die jungen Menschen fühlen sich zu Orten im Freien hingezogen, zu trendigen Locations, zu Orten, an denen musiziert wird, wo Menschen aufregend und anders sind.
Schon als junge Menschen haben sie eine starke Marken- und Trendbekanntheit, messen der Fashion einen hohen Stellenwert bei und nehmen so schnell wie möglich neue Tendenzen auf. In dieser Welt bezeichnet man oft den eigenen Style mit Eigenschaften wie "kreativ", "anders als die graue Masse", "zwischen Eleganz und Extravaganz". Manche Expedienten nutzen noch immer Shops wie H&M, Kos und Zara - "for basic anyway" - aber andere wollen so früh wie möglich auf Polwaren verzichten.
Viele von ihnen interessierten sich schon frühzeitig für kleine Designerläden. Bei dieser Lebenseinstellung treiben experimentelle junge Menschen oft in die Enge oder wollen sich absichtlich in die Enge treiben lassen. Die Sehnsucht nach einer ungehinderten Selbstentwicklung ist in dieser Welt groß. Routine ist langweilig, im Vergleich zu den üblichen Bürgerwerten hat man die kleinste Vorliebe. Damit ist die Verbundenheit zu den für die Jugend charakteristischen Szenen auch in dieser Welt am größten.
Die jungen Leute messen kreativen Designmöglichkeiten große Bedeutung bei und sind oft phantasievoll, eigenwillig und provokativ. Aufmerksamkeitsstarke Bekleidung und Accessoires sind für junge Menschen aus dieser Welt von großer Bedeutung. Charakteristisch für sie ist der Spass am Brechen des Stils. Ihre Experimentierfreude und Offenheit für neue Ideen. Ihre Handhabung von Geldern ist meist unkontrollierbar. Neue, trendige Bekleidung, Schmuck, Schuhe und Modeschmuck sind ihnen sehr willkommen, denn sie gewährleisten die Wiedererkennung in ihrem Umfeld.
Die jungen Leute wollen Spass und ein "gekühltes Leben" haben. Shopping, Partys und Ferien sind für sie die tollsten Dinge der Erde. Doch auch die traditionellen Wertvorstellungen wie Eintracht, Kohäsion, Loyalität, Freundlichkeit, Aufrichtigkeit und Anständigkeit werden als wichtige Faktoren erachtet.
Materialistisch hedonistische junge Menschen sind auf den Hauptstrom ausgerichtet. Sie messen der Markenbekleidung große Bedeutung bei. Nur weil sie wissen, dass sie ihr ganzes Vermögen für etwas ausgeben, das die Massen nicht für günstig halten, kauft die Jugend sehr bekannt. Brandexperimente sind kein Teil dieser Welt.
Es besteht ein zu großes Risiko, für eine nicht bekannte oder in der Peergroup akzeptierte und somit gesellschaftlich nicht anerkannte Handelsmarke aufzutreten. Junge Menschen aus der unsicheren Welt haben die schwersten Startbedingungen aller Menschen. In dieser Welt herrscht das Empfinden, dass Möglichkeiten strukturiert blockiert, aber auch behindert werden, und die daraus entstehende Furcht vor wenigen Beteiligungsmöglichkeiten.
Es gibt viele Zeichen dafür, dass die meisten dieser jungen Menschen lange Zeit in der unsicheren Welt bleiben werden, weil sie sich in unterschiedlichen Risikostufen befinden, aber einige von ihnen sind auch in einer Krisenphase denkbar, vor allem wenn die festen Absichten bestehen, "alles zu tun, um aus ihr herauszukommen".
Im Wertprofil prekärer Jugendlicher spielt die Gastfamilie eine wichtige Rolle. Es ist bedeutsam, dass dies eine Idealvorstellung der ganzen Gruppe ist, die oft wenig mit dem zu tun hat, was die jungen Menschen wirklich erfahren. WÃ?hrend die materiellen LebenskÃ?nstler durch das TrÃ?gen von Markenbekleidung in der ebenso unterklassigen Welt die Teilnahme sichern wollen, haben die PrekÃ?ren oft keinen Zugriff auf den Lebensraum.
Diese jungen Menschen haben darunter zu kämpfen, weil Markenbekleidung und -schuhe zum Ansehen vieler junger Menschen beizutragen haben. Es ist ihnen schlichtweg nicht möglich, an der jungen Welt der Waren teilzunehmen. Manche Szenen der Jugend, wie z.B. Hip-Hop, haben eine große Anziehungskraft auf junge, unsichere Menschen, aber die Partizipationsmöglichkeiten sind in der Regel durch Bekleidung, Techniken, das Verfassen von Texten und sogar durch Klopfen eingeschränkt.
Sozialmilieus sind vergleichsweise beständige Gruppenzugehörigkeit, die auf vergleichsweise beständigen Werten beruht (z.B. die Gewissheit, dass man gesellschaftliche Eigenverantwortung hat, die Vorliebe für einen beständigen umwelt- und gesundheitsbewussten Lebensstil oder die Ablehnung von Gepflogenheiten und Erwartungshaltungen der Leistungsgesellschaft), während der Lebensstil oft recht kurzsichtige Vorlieben ("Lifestyles") zum Ausdruck bringt. Wenn man die grundsätzliche Ausrichtung junger Lebensräume erst einmal begriffen hat, werden die Wechselbeziehungen und der Hintergrund der modischen Merkmale deutlich.
Beispielsweise kann man verstehen, warum materialistisch-hedonistische junge Menschen Logos großer und namhafter Brands auf eindrucksvolle Weise darstellen. Was für sie wichtig ist, ist der Einfluss, den sie auf die Außenwelt haben. Andererseits wird aber auch verstanden, warum gerade dieser Style von postmoderne jungen Menschen als prunkvoll wahrgenommen wird und auf Zurückweisung trifft. Er distanziert sich klar vom Mainstream-Geschmack und legt großen Wert auf Unverwechselbarkeit, Echtheit und Eigenständigkeit in der Modebranche.