In Italien steht dieses Jahr für große Modetrends und bekannte Persönlichkeiten wie Prada, Gucci, Dolce & Gabbana. Welchen Stellenwert hat der italienische Einfluß auf die heutige Zeit? Bei Mara Michel: Kein einziges Bundesland gestaltet mehr die globale Modebranche. Nicht Italien, nicht Frankreich, nicht England, nicht einmal Belgien und Dänemark. Heute ist die Modebranche auf der ganzen Welt gleich.
Der weltweite Handel prägt die heutige Modewelt. Michel: Durch Straßenkleidung, die ihren Triumphzug in den frühen 80ern begann und sich dann durchsetzte. Mit einem Wort: die Demokratie der Modewelt. Michel: Es wird im Netz gesucht. Wenn du wissen willst, was wirklich los ist - nicht in der Kleidung, sondern in der realen Weise - dann gehst du heute auf eine Plattform wie die Moden.
In den Unternehmen oder für die Unternehmen arbeitende Gestalter erhalten den Beitrag von allen Seiten, nicht nur aus Italien, und werden dann vorgeschlagen, was zur Zielgruppe des Unternehmens paßt. Aber - und jetzt kommt der Kern der Sache - in Deutschland hört man sich das nicht an. Die Gestalter werden in Deutschland nicht beachtet?
Michel: Ja, das ist eine verheerende Lage. Michel: Aus Sorge, dass sich Kleidung doch nicht verkauft. Bedauerlicherweise haben in Deutschland die Kontrolleure, Verkäufer, Käufer und Kaufleute die Führung in der Modebranche inne. Fashion, Innovationen, also das, was Fashion bedeutet, sind seit langem kein Thema mehr.
Michel: Die Situation ist schrecklich. Die eigentliche Grundursache für die Katastrophe ist, dass wir in Deutschland keinen Modemut und kein Vertauen in unsere eigenen Gestalter haben. Ich möchte noch einmal auf die italienische Modewelt eingehen.
Haben italienische Modelabels zumindest im eigenen Lande Erfolg? Michel: Ja, es gibt in Italien noch sehr gut funktionierende kleine Modelabels. Im Gegensatz zu Deutschland gehen große Modeunternehmen in Italien auch Kooperationen oder Sponsoring mit kleinen, hochinnovativen Marken ein. Lediglich in Deutschland funktioniert das nicht. Michel: Das ist wahr.
Die italienischen Schuhmodelle sind sehr beliebt. Dt. Schuhlieferanten bevorzugen den Kauf italienischer Marken. Die italienischen Schuhmodelle haben eine wunderschöne Optik und setzten immer wieder neue Farbakzente. Außerdem sind die dt. Damen sehr an italienischen Schuhen interessiert - übrigens auch an italienischen Tragetaschen. Die italienischen Schuh- und Taschenmodelle sind in Mode, die anderen nicht.
Michel: Die italienische Markenmode ist für viele zu teuer geworden. Auch die großen chinesischen Modehersteller haben schon lange aufgehört, von ihren Klamotten zu zehren und bieten Kosmetika an. Bedeutet das, dass die Verbraucher früher mehr ausgaben? Michel: Ja, viele wohlhabende Käufer sind sehr umweltbewusst. Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, warum Kleidung nicht mehr funktioniert: Unser wohlhabender Kundenkreis in Deutschland umfasst rund 20 Mio. Menschen.
Im Durchschnitt sind sie über 50 Jahre alt und haben in der Praxis eine Konfektionsgröße von über 32 für Damentaschen... Aber was machen viele Modefirmen von Designmarken? Die Firma weigert sich, Modeartikel über 40er Jahre herzustellen. Die machen Modeartikel für die Größen 34, 36, 38 und vielleicht sogar die 40er. Das ist so deprimierend.
Weil die Moden nicht von der Größe des Kleides abhängen. Das funktioniert in Italien offenbar besser. Italians immer noch sehr gut gekleidet, haben natürlich einen besseren Instinkt für das, was ihnen passt.... Michel: Das ist wahr. Das Aussehen der italienischen Bevölkerung wird sehr sorgfältig geprüft. Es wird in den ltalienern geboren.