Anne Heisig vertreibt seit rund zehn Jahren über Dawanda alle Arten von handgefertigten Unikaten: von gestickten Zitzentüchern für Säuglinge und bunten Weihnachtsmann-Taschen bis hin zu Seidenschärpen für Hühnerfeste. Jetzt steht der Online-Marktplatz Dawanda kurz vor dem Zusammenbruch. Die Bühne wird am 31. Dezember vollständig gesperrt sein. Alle Trader sind auf einmal "in ein Bohrloch gefallen", sagt Heisig.
Claudia Helming und Michael Pütz gründeten vor knapp zwölf Jahren Dawanda in Berlin. Seither hat sich Dawanda als der größte Online-Marktplatz für handgemachte Artikel und Einzelstücke in Deutschland etabliert. Bei Dawanda wurde es immer schwieriger, auf dem neuesten technischen Niveau zu sein. Das Etsy-System, das früher als Modell für Dawanda diente, ist in den letzten Jahren unerbittlich gewachsen, mit weniger Sprachproblemen und einem breiteren Hintergrunds.
Dass ein weiteres Nachwachsen von Dawanda aus eigener Initiative nicht möglich ist, bekräftigt Claudia Helming nun: "Deshalb müssen wir jetzt agieren - um den langfristigen Bestand der Gesellschaften unserer Veräußerer, deren Erträge und weiteres Wachsen zu gewährleisten. "Bis 2017 musste Dawanda ein Viertel seiner Mitarbeiter abbauen. Vom Ende sind auch rund 70.000 agierende Anbieter von der Krise befallen.
Die meisten Anbieter sind vom Ausgang der Bühne überrascht. Die Verkäuferin schlägt vor, zum US-Konkurrenten Etsy zu wechseln. Aber die Zeit für die Trader ist kurz und die Ungewissheiten sind groß. Facebook-Gruppen ermöglichen es Händlern, ihre Befürchtungen zu teilen. Das grösste Anliegen der Community ist es, dass man auf Etsy nicht mehr zu finden ist.
Im Vergleich dazu hat Dawanda im vergangenen Jahr 16,4 Mio. EUR generiert.
Eine immense Differenz, die viele Vertriebsmitarbeiter abschreckt. Anne Heisig ist auch besorgt über die internationale Ausrichtung und Grösse von Etsy. Und die leidenschaftliche Vertriebsfrau weiß: "Die neue Version könnte auch für viele Vertriebsmitarbeiter zugleich das Ende sein. "Viele Vertriebsmitarbeiter haben Angestellte oder Studios, die sie nicht vernachlässigen wollen", sagt Heisig, "so viele Existenzgefährdungen sind bedroht".
"Gelegentlich stehen ganze Mannschaften hinter den Dawanda-Läden. Dort ist der Möko Store wie viele andere Einzelhändler bereits präsent.
Allerdings haben sie auf Etsy bisher kaum Umsätze erzielt. Die Dawanda war der Dreh- und Angelpunkt für das kreative Bastelgeschäft der Dealer. "Das in Berlin ansässige Designerduo Bonnie und Buttermilch vermutete bereits vor einigen Jahren, dass es an der Zeit sei, neben Dawanda weitere Säulen zu errichten. Sie zählen auch zu den urzeitlichen Felsen von Dawanda.
Du hast gesehen, wie sich der Online-Marktplatz ständig gewandelt und weiterentwickelt hat. Schließlich mussten sie aber auch erkennen, dass ihre eigenen Stückzahlen auf der Bühne immer weiter zurückgingen. Dennoch entfiel ein gutes Viertel ihres Geschäftes auf Dawanda. So gute Erfahrung mit Etsy haben die beiden Designer bisher nicht gemacht: Die Platform ist zu groß, zu verwirrend.
Nichtsdestotrotz wollen sie den Übergang zu Etsy als neue Möglichkeit erachten. Außerdem werden die hoch angesetzten Vergütungen von Dawanda nicht mehr gelten. Letztendlich mussten die Anbieter 9,5 Prozentpunkte ihres Absatzes an die Börse abgeben. Mit 3,5 Prozentpunkten bietet Etsy wesentlich günstigere Sätze. Das heißt für den Händler, dass er am Ende des Arbeitstages mehr Zeit hat.
Auch Eike Braunsdorf von der Firma Bonie & Buttermilch ist optimistisch: "Wir hatten eine schöne Zeit in Dawanda. Und jetzt wollen wir herausfinden, wie man Etsy liebt."