Trend Mode

"Trend ist ein Schimpfwort", sagte Anna Wintour, Chefredaktorin der Vogue. Ob für das aktuelle Fahrzeug, den Brausekopf oder den lactosefreien Jogurt. Vor allem die Mode ist zu verschieden. Das Departmentstore Quartier 206, ein Shop für Designermode, Zubehör und allerlei andere Luxusgüter an der Friedrichstraße in Berlin, ist nicht mehr damit befasst, die neuesten Tendenzen für seine Kundschaft zu sammeln.

"Was früher als Trend bezeichnet wurde, existiert nicht mehr. Freiraum ist ein großes Anliegen - auch die Unabhängigkeit von Modetrends und die Möglichkeit, aus allen Sammlungen exakt das auszuwählen, was zum eigenen Charakter und zur eigenen Handschrift passt", sagt Anne Maria Jagdfeld, Besitzerin des Kaufhauses Quartett 206.

Von der glamourösen Gotik über die sechziger bis hin zum Hippie-Stil der siebziger Jahre gibt es in den derzeitigen Sammlungen eine Vielzahl von Trends und Thematiken. Trotzdem gibt es Gestalter, die eine Jahreszeit gestalten. Zu ihnen gehören nahezu immer Miuccia Prada und auch Gestalter wie Marc Jacobs und Dr. van Noten.

Vielmehr sind die Gestalter vom Streetstyle inspiriert, vom Aussehen der Stadt. Die Mode ist demokratischer geworden", sagt Anne Maria Jagdfeld. Birkenstock-Sandalen haben sich auch als modische Accessoires etabliert: "Man könnte meinen, die Industrie hat sich angepasst", sagt Antje Schünemann. Die Skinny Jeanshose ist so zweckmäßig. Der Trendforscher: "Sie haben sich gerade erst daran gewöhnen können.

Wer hat schon eine weit ausgestellte Jeanshose mit einer klaren 70er Jahre Ästhetik an?

Markenloyalität ist nicht mehr wichtig", sagt Schünemann. Bei H&M gibt es Basics, die Marken "The other stories" für die Modebewussten, Latex für den sauberen Style und Wochentag für die ganz Kleinen. Kein Wunder, dass sich auch die Rollen der Gestalter geändert haben. Bei großen Haushalten sind sie gut geeignet, der Markenwelt ein eigenes Erscheinungsbild zu verleihen.

Immer weniger haben die Konstrukteure die Möglichkeit, zu kontrollieren, wie es in die Geschäfte kommt. Es ist zu bedeutend, den Umsatz zu erhöhen. So etwas wie eine kämpferische Schrift gegen den Trend haben die Gestalter des Hauses Odeeh, Otto Drögsler und Jörg Ehrlich, kürzlich in der "Welt am Sonntag" publiziert.

"Das beste Beispiel dafür ist der neue Store der schwedischen Handelsmarke Akne in Berlin, der heute in der Potdamer Strasse eingeweiht wird. Doch natürlich gibt es auch hier die Jeanshose, die die Markenbekanntheit begründet hat. Vor mehr als 15 Jahren hat Akne selbst einen Trend gemacht - den Trend zu Designerjeans.

Dies zeigt sich in der in Paris gezeigten Kollektion: expressive Bekleidungsstücke - wie die Jacken, die an den Nahtstellen mit dicken Wollfäden bestickt sind. "Dabei haben wir uns nie sehr auf Tendenzen konzentriert, wir haben immer die Sachen gemacht, an die wir dachten. Das hat uns sicherlich in Stockholm weitergeholfen - nicht zu nahe am restlichen Modegeschehen", sagt CEO Mikael Schiller, der zusammen mit dem Firmengründer und Kreativdirektor Jonny Johansson Akne leitet.

Bereits seit sechs Saisonen präsentiert die Modemarke ihre Produkte in Paris. Die Akne zählt regelmässig zu den meistverkauften Waren. Bei Mikael Schiller ist man davon Ã?berzeugt, dass jedes Einzelprodukt mehr Bedeutung hat als das Bild einer Marke: "Eine Linie sollte nur aus einzelnen Waren bestehen. Und wenn es Stücke gibt, die nicht gut sind, ist es nicht die ganze Sammlung."